Veranstaltung: | Landesparteitag 23.11.2024 Orscholz |
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Tagesordnungspunkt: | TOP 11 Anträge |
Antragsteller*in: | OV Sulzbach (dort beschlossen am: 28.10.2024) |
Status: | Eingereicht |
Eingereicht: | 05.11.2024, 18:39 |
A3: Lehren aus der Kommunalwahl sind Weichen für die Zukunft: Stärkung des ländlichen Raumsn
Antragstext
Im Juli 2024 äußerte sich der Soziologe Andreas Reckwitz über den Einbruch der
Grünen bei den Europawahlen folgendermaßen: „Die Grünen können sich auf ihre
Stammwählerschaft in der neuen Mittelklasse in den Metropolregionen … verlassen.
Aber im kleinstädtisch-ländlichen Bereich sind sie so schwach wie vorher. (…)
Die Grünen sind mit linksliberalen Milieus verbunden, die schwerpunktmäßig in
den großen Städten leben.“ (Süddeutsche Zeitung Nr. 153, S. 13)
Diese Beurteilung zeigt sich eindrucksvoll an den Wahlergebnissen der
Kommunalwahlen im Saarland. Während die Grünen in Saarbrücken ein
zufriedenstellendes Ergebnis vorweisen können, verlieren sie im ländlichen Raum
erheblich
Gleichzeitig zeigt sich dort ein starker Anstieg der AFD. Inzwischen gibt es
einige Kommunen, in denen nur noch ein grünes Mitglied im Rat vertreten ist. Auf
OV-Ebene sinkt die Motivation für aktives Engagement erheblich. Da aber die
Mitgliederzahl der kommunalen OVs im Umland im Gegensatz zum städtischen Milieu
äußerst gering ist, stehen die verbliebenen aktiven Mitglieder unter erheblichen
Belastungen.
Auch die Problemlagen in den Umlandkommunen sind andere als im städtischen
Bereich. Ein wichtiger Faktor ist der demografische Wandel, mit dem der
ländliche Raum stärker zu kämpfen hat als das städtische Umland. Einwohner*innen
haben das Gefühl abgehängt zu sein. Als sog. „ordentlicher und pflichtbewusster
Bürger“ habe man immer
gearbeitet und damit einen Beitrag zum Gemeinwohl geleistet. Jetzt aber sei man
mit einem befremdlichen Ortsbild konfrontiert, mit zurückgehender
Dienstleistung, Leerständen, Vermüllung, - so das Narrativ. Neueste
soziologische Studien zeigen, dass es gerade die Älteren sind, die sich betrogen
fühlen.
Ermutigt durch einen Antrag auf der BDK zur Situation im ländlichen Raum fordert
der OV Sulzbach, „in den kommenden Jahren an einer Verbesserung unserer Präsenz
und Wirkkraft überall im Land“ zu arbeiten. Als solidarische und kämpferische
Partei, die wir sind, müssen wir uns unterhaken und auch anerkennen, dass wir
die Präsenz und Kommunikation unserer Politik in den ländlicheren Regionen
verbessern müssen. So muss die Sichtbarkeit für GRÜN auch in ländlichen Räumen
möglichst permanent gewährleistet sein. Zudem muss in unseren politischen
Programmen verstärkt die Lebensrealität der ländlichen Räume in den Fokus
rücken, um den bereits vorhandenen (Demokratie-)Frust der Menschen hier
abzubauen. Ihre Bedürfnisse werden zwar regelmäßig von der Politik artikuliert,
jedoch ist dafür in den vergangenen Jahren abseits der Städte und
Ballungsgebiete zu wenig passiert, egal ob es den Ausbau des ÖPNV, die
Daseinsvorsorge oder die soziale Teilhabe betrifft.“ (aus dem BDK-Antrag VR-08
GRÜNE Strukturen auf dem Land stärken)
Der OV Sulzbach stellt den Antrag, dass der Landesverband in Zusammenarbeit mit
den Kreis- und Ortverbänden eine Strategie entwickelt, die die Umlandkommunen
stärkt.
Z.B.:
- Eine Vernetzung der grünen Kommunalräte, die inhaltlichen Austausch
untereinander, mit KVs und dem Lavo gewährleisten soll
- Unterstützung der mitgliederschwachen OVs in der Öffentlichkeitsarbeit,
bei Veranstaltungen, Aktionen, Infomaterial, der Verbindung zur Presse
- Besuche bei öffentlichen Veranstaltungen im Umland
- Patenschaften zwischen mitgliederstärkeren und schwachen OVs.
Denn es stehen weitere Wahlen vor der Tür, die nicht allein in den Städten
gewonnen werden. Nur wenn wir auf spezifische Probleme der Umlandkommunen eine
Antwort finden, können wir mit einem sicheren Wahlergebnis rechnen – einem
Ergebnis, das einen sozial ausgerichtete Klimaschutzpolitik ermöglicht.
Wir um Unterstützung für den Antrag.
OV Sulzbach, Barbara Klein-Braun, Hubert Jung